Das Oxygenstahlwerk der Westfalenhütte

wurde bekanntlich nie gebaut und hätte das Aus für die Dortmunder Stahlproduktion vermutlich um einige Jahre verzögert.
Für die Hoeschianer war der Kampf um ihr “Stahlwerk jetzt” ein jahrzehntelanges Drama
welches schon Mitte der 1960er Jahre begann.
Damals gab es bei der Westfalenhütte erste Pläne für den Bau eines eigenen Oxygenstahlwerks als Ersatz für das veraltete Thomas-Stahlwerk.
Durch die Übernahme der Dortmund-Hörder Hüttenunion kam Hoesch dann aber 1966 in den Besitz des, transportungünstig gelegenen, LD-AC Stahlwerks in Hörde und die Pläne wurden zurückgestellt.
Mit der Stahlhochkonjunktur Anfang der 1970er Jahre gab es einen zweiten Anlauf, diesmal sollte ein neues LD-Stahlwerk die veralteten Siemens-Martin Stahlwerke 1-3 ersetzen und die Lang- und Profilstahlsparte von Hoesch versorgen. Das Stahlwerk in Hörde sollte erhalten bleiben und den Flachstahlbereich beliefern.
Am 23.12.1971 kam es dann zum ersten Spatenstich nördlich der Kokerei Kaiserstuhl im Bereich der stillgelegten Steinfabrik. 3,1 Mio. t/j sollte die Anlage zunächst erzeugen, dann wurde die Kapazität auf 2,1 Mio t/j abgespeckt und das Projekt schließlich ganz beerdigt.
Laut Detlev Karsten Rohwedder, dem späteren Vorstandsvorsitzenden von Hoesch, auf Betreiben des neuen Hoeschpartners der niederländischen ESTEL-Gruppe.
Stattdessen kam man zu der fatalen Fehleinschätzung die veralteten SM-Werke würden kostengünstiger produzieren als ein neues LD-Stahlwerk.
Dabei wurden die ungewöhnlich niedrigen Schrottkosten Anfang der 70er-Jahre vorausgesetzt und die Tatsache, daß die SM-Stahlwerke (wg. der langen Einschmelzzeiten) nicht strangussfähig waren außer Acht gelassen.
Diese wurden nun, um den gesetzlichen Auflagen zu entsprechen, für 200 Mio. DM entstaubt.
1979, mitten in der Stahlkrise, erzeugte Hoesch noch ein Drittel seiner 6. Mio. Tonnen Stahl in veralteten Siemens-Martinöfen.

LD-Stahlwerk, Westfalenhütte. Luftbild, Regionalverband Ruhr

Anfang der 1980er Jahre kam es dann zum dritten Anlauf für den Stahlwerksneubau. Diesmal sollte ein Oxygenstahlwerk mit Stranggussanlage für 500 Mio. DM direkt neben der Warmbreitbandstrasse und z.T. in den Hallen des SM-Stahlwerks 3 errichtet werden.
Dieses sollte nicht nur die Siemens-Martinöfen überflüssig machen sondern auch das inzwischen ebenfalls veraltete Oxygenstahlwerk in Hörde ersetzen. Um mit der verminderten Rohstahlkapazität weiterproduzieren zu können sollten die Halbzeug- und die Feineisenstrassen auf der Westfalenhütte, die Mitteleisenstrasse bei der Union und das Grobblechwalzwerk in Hörde stillgelegt werden.
Das geschah auch, das neue Stahlwerk wurde trotzdem nicht gebaut.
Stattdessen modernisierte man das Stahlwerk in Hörde und unterhielt noch fast 20 Jahre lang einen kostenintensiven Pendelverkehr zwischen den drei Werken.

21/38 DHHU, Werk Dortmund

1959 gab es in der Bundesrepublik Deutschland noch 156 Hochöfen an 38 Standorten. Alle Standorte und alle Hochöfen sollen in dieser Serie im Kurzportrait vorgestellt werden.

Von den fünf Hochöfen des Werkes Dortmund (Union) der Dortmund-Hörder Hüttenunion gibt es heute nur noch wenige Zeugnisse.
Das Bild zeigt von links nach rechts die Hochöfen 1-5. nur die Öfen 1-3 besaßen Ende der 1950er Jahre schon Schrägaufzüge (Skip und Senkkübel), alle Hochöfen waren noch durch die Elektrohängebahn erreichbar; 4 & 5 hatten nur diese Möglichkeit. Auf der Südseite der Ofengruppe existierte noch eine Koksseilbahn.
Der Hochofen 3 wurde 1959 neu zugestellt und mit einer Skipbegichtung ausgerüstet.
Der gleiche Umbau erfolgte am Hochofen 5 drei Jahre später. Trotz dieser Investitionen legte die DHHU die gesamte Roheisenerzeugung am Standort Dortmund im September 1963 still und verlagerte sie nach Hörde.

Das Hüttenwerk in Dortmund erzeugte 1959 1.031.448 t Roheisen.

Hochöfen DHHU, Werk Dortmund, 1959.
Hochofen 1: Gestelldurchmesser 6,5 m
Hochofen 2: Gestelldurchmesser 7,0 m
Hochofen 3: Gestelldurchmesser 7,0 m
Hochofen 4: Gestelldurchmesser 7,0 m
Hochofen 5: Gestelldurchmesser 6,5 m

 

RAG-Kokerei Hassel

Batterien 1&2


Vor 20 Jahren, am 29.9.1999, wurde die RAG-Kokerei in Gelsenkirchen-Hassel stillgelegt.
Die Anlage war der erste Kokereineubau nach dem Krieg in der BRD. 1953 wurden zwei Batterien mit jeweils 55 Koksöfen in Betrieb genommen. Bis 1957 wurden weitere fünf Batterien zu je 30 Öfen gebaut.
Die Anlage hatte damit eine Kapazität von 4500 t Koks (6000 t Kohle) täglich.
Mitte der 1980er Jahre wurde wg. der schwachen Stahlkonjunktur die Batterie 4 mit 30 Öfen stillgesetzt. 1989 stellte man drei Batterien auf die Produktion von Gießereikoks um.
Die Batterien 3,5,6 und 7 wurden dann im Oktober 1993 heruntergefahren.
Seit dem produzierten nur noch die Batterien 1 und 2 mit 110 Öfen Gießereikoks und Ruhrkoks für den Wärmemarkt.
Mit der Schließung der Kokerei Hassel wurde die Produktion von Gießereikoks in Deutschland eingestellt.

Batterien 3-7

Karte: Dortmund-Hörder Hüttenunion, Werk Dortmund, 1957.

DHHU

2,6 Mio. t Rohstahl produzierte die Dortmund-Hörder Hüttenunion 1957 und war damit noch vor Phoenix Rheinrohr und ATH der größte Stahlproduzent Deutschlands. Knapp die Hälfte der Menge (1,2 Mio. t) wurde in zwei Stahlwerken im Werk Dortmund erzeugt.1957 war allerdings auch das Jahr der letzen großen Investition an diesem Standort. Im Mai wurde die neue halbkontinuierliche Mitteleisenstrasse (Walzwerk 2 neu, die grüne Halle hinter der Hauptverwaltung) in Betrieb genommen. Fünf ältere Walzwerke, drei in Dortmund und zwei im Werk Hörde, konnten durch die neue Straße ersetzt werden. Die Profilstahlproduktion wurde nun am Standort Dortmund konzentriert während in Hörde Halbzeug und Grobblech gewalzt wurden.

Trotz der verkehrsgünstigen Lage am Hafen mit eigener Sinteranlage wurde die räumliche Enge am Standort Dortmund zunehmend zum Problem.
In der Schnittfläche zwischen den ehem. Köln-Mindener und Bergisch-Märkischen  Eisenbahnen gelegen mußte das Hochofenwerk auf  kleinstem Raum arbeiten.
Die gleichzeitige Beschickung der Hochöfen über eine Elektrohängebahn, eine Seilbahn und Schrägaufzüge war kompliziert, teuer und in Deutschland vermutlich einmalig. Mit der Entscheidung der DHHU ihr neues Blasstahlwerk (LDAC) in Hörde zu bauen waren auch die Weichen für eine Stilllegung der fünf Dortmunder Hochöfen gestellt.
Ab Juli 1962 wurde nur noch im 3-Ofen Betrieb produziert und am 30.9.1963 ist die Roheisenproduktion im Werk Dortmund endgültig beendet worden. Auch der Betrieb des Thomasstahlwerks machte nun keinen Sinn mehr und es wurde zum 31.10.1963 stillgelegt.
Nach der Fusion mit der Hoesch AG 1966 wurden am Standort Dortmund zwei weitere Profilwalzwerke geschlossen und das Werk firmierte nun unter dem Namen Hoesch Hüttenwerke AG, Werk Union.
In den 1970er Jahren waren dann noch drei Walzwerke und das Siemens-Martin Stahlwerk aktiv (nun SM 1).
Die Mitteleisenstraße aus dem Jahr 1957 und das SM-Stahlwerk wurden 1981 geschlossen.
Ironie der Industriegeschichte war nun, daß von den 14 Walzstrassen die die DHHU Mitte der
1950er Jahre noch in Betrieb hatte nach der Stilllegung der Grobblechproduktion in Hörde 1982 nur zwei der ältesten überlebt  hatten. Die Blockstrasse und das Walzwerk 1 (schwere Profilstrasse) im Werk Union.

Am  17.12.2015 wurden auch sie stillgelegt.

Dank an das thyssenkrupp Konzernarchiv und das Stadtarchiv Dortmund für die Unterstützung bei der Erstellung dieser Karte.

 

 

VDM Metals, Unna

VDM Metals Stahlwerk
One of the lesser-known steel plants is VDM Metal’s melt shop in Unna, Germany.
It was built as a greenfield project in 1972. All smelting activities of Vereinigte Deutsche Metallwerke AG were concentrated there from then on.
In 1989, the Krupp Stahl AG took over VDM. The company became part of ThyssenKrupp in 1999.
Since 2015 VDM is owned by private equity firm Lindsay Goldberg from New York.
VDM Metals Unna  operates a 30t, 15 MVA electric arc furnace, three 16t induction furnaces, a vacuum induction furnace and 3 electroslag remelting ovens.
VDM-Metals specialized in Nickel alloys and special alloyed steels.
Further images.
VDM Metals, Stahlwerk Unna

Karte: Klöckner-Werke AG, Hütte Haspe, circa 1965.

 

Karte, Klöckner Hasper Hütte, 1965
Das ehem. Klöckner Hüttenwerk in Hagen-Haspe ist heute fast vollständig verschwunden.
Um die Anlagen im heutigen Kontext auf aktuellen Karten und Luftbildern wieder sichtbar zu machen habe ich im Rahmen meines Projekts “Mapping The European Iron And Steel Industry” begonnen eine detaillierte Karte der Hütte, Stand 1965, zu erstellen.
Die Roheisenerzeugung der Hasper Hütte wurde zwischen 1906 und 1914 in Betrieb genommen. Damit war sie, abgesehen von den Hochöfen der Firma Mannesmann in Huckingen, das jüngste Hochofenwerk im Ruhrgebiet.
Der Hochofen 2 wurde 1953 im alten Traggerüst erneuert und der Ofen 1 1959 komplett neuerbaut. Ansonsten präsentierte sich die Anlage 1965 noch weitgehend in ihrer ursprünglichen Form. Der Ofen 4 wurde im gleichen Jahr stillgelegt und dann abgerissen.
Die restlichen Hochöfen produzierten bis zur endgültigen Stilllegung der Flüssigphase in Haspe im Sommer 1972 weiter. Abriss ab 1974.
Die Fundamente der Öfen und der Möllerung befinden sich überwiegend noch heute im Boden unter der Sport-Freizeitanlage Hagen-Haspe.
Das Thomas-Stahlwerk der Hasper Hütte stammte aus dem Jahr 1927. 1955 waren die Konverter von 24 auf 26 t Abstichgewicht vergrößert worden. Stilllegung 29.7.1972.
Das Siemens-Martin Stahlwerk war 1914 in mit drei Öfen in Betrieb genommen worden. 1918 und 1940 wurden zwei weitere Öfen eingebaut.
Diese fünf Öfen mit Generatorgasbeheizung und einem Abstichgewicht von 50-60t wurden 1960/61 durch drei 85 t Aggregate mit Ölbeheizung ersetzt. Dabei wurde aus dem alten Ofen V der neue Ofen I. Die Ölbrenner liefen mit 2000° C etwa 200° C heißer als die der alten Öfen und verbrauchten rund 3000 t schweres Heizöl im Monat.
Mit der Stilllegung des Blechwalzwerks 1967 war die aufwändige Erzeugung hochwertiger SM-Stähle in Haspe weitgehend überflüssig geworden. Am 4.12.1967 endete die Produktion.
In Ermangelung einer Strangussanlage mußten bei der Hasper Hütte alle aus den Stahlwerken kommenden Blöcke über eine der beiden Vorblockstrassen laufen.
Die Vorblockstrasse 1 befand sich an der Voerderstrasse und wurde aus mit Gichtgas beheizten Stossöfen beschickt. Sie wurde 1967 stillgelegt.
Die Vorblockstrasse 2 lag parallel zur Haenelstrasse. Sie wurde 1962 durch Neubau eines 800er Triogerüsts ertüchtigt um die beiden neuen Feineisen- und Drahtstrassen in Kückelhausen mit Vormaterial zu versorgen. Stilllegung 1972.
Darüber hinaus waren in Haspe bis 1967 noch zwei offene Stabstrassen mit gemeinsamer Konti-Vorstrasse und eine Konti-Knüppelstrasse in Betrieb.
1913 nahm die Hasper Hütte etwa 1,2 km östlich des Stammwerks in Kückelhausen eine Grob- und eine Mittelblechstrasse in Betrieb. 1928 kam ein Feinblechwalzwerk hinzu.
1955 wurde unmittelbar östlich an die Blechwalzwerke angrenzend eine 23-gerüstige kontinuierliche Feineisenstrasse in Betrieb genommen und 1956 durch eine nachgeschaltete 16-gerüstige Drahtstrasse erweitert.
1961 wurden die in Konkurrenz zu modernen Warmbreitbandstrassen nicht mehr wettbewerbsfähigen Mittel- und Feinblechstrassen stillgelegt. In die freigewordenen Hallen wurde 1961/62 eine 24-gerüstige moderne kontinuierliche Drahtstrasse eingebaut.
1967 Schließung des Grobblechwalzwerks.
Ab 1972, nach der Schließung der Metallurgie in Haspe, bezogen die Walzwerke in Kückelhausen  ihr Vormaterial von anderen Herstellern, z.T. auch aus dem Ausland.
Diese ungünstige Vormaterialversorgung führte im April 1979 zur Stilllegung der Feineisen- und Drahtstrasse und am 22.12.1982 nach Schließung der kont. Drahtstrasse zur endgültigen   Aufgabe der Produktion in Hagen-Haspe.
Neben den Normalspurgleisen betrieb die Werksbahn der Hasper Hütte bis 1972 auch ein 900 mm Schmalspurnetz. Über dieses wurde bis 1965 auch Schlacke zur 4 km entfernten Halde in Volmarstein transportiert.
In Kückelhausen waren auch zwei Hakenbahnen zum Transport von Drahtbunden zur Adjustage und in die Verladung in Betrieb.
Die Gasversorgung des Thomasstahlwerks (Pfannenfeuer) und der Walzwerke in Haspe erfolgte vom 10000 m³ Gichtgasbehälter hinter den Hochöfen aus. 1937 wurde eine 1100 mm Gichtgasleitung in den Werksteil Kückelhausen zur Versorgung der dortigen Walzwerke gebaut.

Dank an das Stadtarchiv in Hagen und das Westfälische Wirtschaftsarchiv in Dortmund für die Unterstützung bei der Erstellung dieser Karte.

Europe’s Largest Ringmill

revisited.

The Rothe Erde GmbH was founded in 1855 in Dortmund under the name Paulinenhütte. Main product was railroad equipment.In 1861 the Rothe Erde steel company from Aachen purchased the mill an gave it it’s final name. From 1926 on Rothe Erde was part of the Vereinigte Stahlwerke, the second largest steel producer worldwide. After rebuilding the destroyed works in the 1950ies Rothe Erde became part of the Hoesch steel group in 1966 and started to built up a modern ring rolling mill at their Dortmund works.
After the takeover of Hoesch by the Fried.Krupp steel company in 1993 Rothe Erde finally became part of the ThyssenKrupp group in 1999.Nowadays the Dortmund works are one of the largest ring rolling mills in Europe producing rings up to 8 meters.Further processing of rings to bearings or turntables is done in Dortmund and Lippstadt.

Rothe Erde Ringmill